Das »Barometer der Energiewende«

Wirkung politischer Eingriffe

Im diesjährigen Barometer wollen wir erstmals die Auswirkungen politischen Handelns auf den Energiewende-Prozess mit darstellen. Bisher haben wir technische und wirtschaftliche Indikatoren betrachtet. Mit der historischen Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen haben wir ebenfalls erstmalig eine ökologische Größe mit hineingenommen. Unter der Betrachtung des Energiewendeprozesses als gesamtgesellschaftliches Phänomen wären für zukünftige Barometer-Versionen auch noch die Angabe von Indikatoren für die gesellschaftliche Akzeptanz und die Governance vorstellbar.

Uns interessiert, ob und wie stark der Einfluss von Gesetzesänderungen auf die Entwicklung der von unserem Barometer beobachteten Installations- und Zubauraten ist. Dazu haben wir im Folgenden in die historische Entwicklung von Photovoltaik, Wind und Wärmepumpen die jeweiligen Gesetzesänderungen als Zeitmarke eingefügt und diskutieren dazu jeweils, wie stark Korrelationen mit dem Investitionsverhalten sichtbar werden.

Photovoltaik

 

Die Reaktion der Photovoltaik auf Gesetzesänderungen lässt sich gut erkennen. Da die Projektierung von PV-Anlagen innerhalb eines Zeitraums kleiner als ein Jahr umgesetzt werden kann, reagiert der PV-Markt vergleichsweise dynamisch. In der Grafik sieht man, wie groß der Einfluss von Regulierungen auf die Entwicklung des PV-Marktes in Deutschland ist.

Besonders deutlich hat sich dieser in den Jahren 2009 und 2012 ausgewirkt. Mit Inkrafttreten des EEG 2009 stieg der PV-Ausbau sprungartig an und erreichte in den Jahren zwischen 2010 und 2012 jährliche Zubauraten von mehr als 7,5 GW [11]. Nach Einführung des EEG 2012 fiel der jährliche Zubau signifikant auf nur noch 2 GW pro Jahr ab. Solche »Bing-Bang«-Eingriffe richten betriebswirtschaftlich Schaden an und wirken sich negativ auf die Volkswirtschaft aus.

Betrachtet man die im EEG festgelegten Förderungshöhen, wird deutlich, dass nicht allein die Vergütung entscheidend ist, sondern auch die Anlagenkosten dazu beitragen. Demnach erwarten wir, dass die Marktreaktion von Investoren der erwarteten Rendite folgt.

In der unteren Grafik ist die interne Rendite von PV-Anlagen mit einer installierten Leistung von weniger als 30 kW aufgetragen [11, 34 bis 36, eigene Annahmen, eigene Berechnungen]. Die Kurve bestätigt unsere Erwartungen, dass die jährliche Installationsrate und die interne Rendite stark positiv miteinander korrelieren.

Windenergie

 

Die Auswirkung gesetzlicher Eingriffe ist beim Ausbau der Windenergienutzung nicht auf den ersten Blick erkennbar. Dies liegt zum einen an der Trägheit bei
der Projektierung und Installation von Windenergieanlagen. Die Projektierungszeit von Windparks ist deutlich länger als die von Photovoltaikanlagen. Das bedeutet, dass die Auswirkung einer Gesetzesänderung auf die Installationsrate von Windenergieanlagen mit einer zeitlichen Verzögerung eintritt [11]. Teilweise überstieg in der Vergangenheit die Installationsdauer eines Windparks die Zeitspanne zwischen zwei Neuauflagen des EEG. Dadurch überlagern sich verschiedene Effekte und der Zusammenhang zwischen Gesetzesänderung und Marktentwicklung kann optisch nicht direkt erfasst werden. Zudem müsste auch bei der Windenergie die interne Rendite bestimmt werden, um nicht nur die Einnahmen, sondern auch die Kosten zu berücksichtigen. Unter Berücksichtigung der internen Rendite erwarten wir den gleichen Effekt, den wir bei der PV sehen, lediglich mit einer zeitlichen Verzögerung.

Wärmepumpen

Auffällig im Bereich der Wärme ist die Vielzahl an Gesetzgebungen, welche die Installation von Wärmepumpen beeinflussen [37, 38]. Hier müsste geprüft werden, welches Gesetz ausschlaggebend für die Marktreaktion der Investoren ist.

Mobilität

Für die Marktentwicklung der Elektromobilität gibt es zwar gesetzliche Anreizprogramme (z. B. Kaufanreize und steuerliche Maßnahmen), diese existieren allerdings erst seit kurzer Zeit [39]. Daher ist eine klare Aussage über den Effekt von gesetzlichen Eingriffen auf das Investorenverhalten noch nicht möglich.