Das »Barometer der Energiewende«

Die Ableitung einer Zukunftsperspektive für die Bioenergie gestaltet sich ungleich schwieriger als dies für andere EE-Formen der Fall ist. Hierfür gibt es mehrere Gründe:

  • Bioenergie kann multisektoral eingesetzt werden, ist aber nicht hinreichend verfügbar um einen, geschweige denn alle Sektoren versorgen zu können. Neuerdings wird verstärkt diskutiert, Biomasse künftig vermehrt zum Ersatz fossiler Rohstoffe in der stofflichen Nutzung einzusetzen.
  • Je nachdem wie der EE-Ausbau ausgestaltet wird, kommt es zur Verschiebung der Bedarfssituation innerhalb der Sektoren. Eine sinnvolle Platzierung von Bioenergiemengen in den Sektoren, unter Ausnutzung ihrer spezifischen Eigenschaften (bedarfsorientierter Einsatz, hohe Speicherdichte) hängt damit von der Entwicklung der anderen EE und der Verfügbarkeit von Alternativen (Kraftstoffe) ab. Da die Bioenergie jeweils nur einen geringen Anteil des Gesamtenergiebedarfs eines Sektors decken kann, bewirkt eine leichte Verschiebung zwischen den Sektoren eine relativ große Verschiebung innerhalb des Mengengerüstes der Bioenergie.
  • Die Nutzung von Bioenergie beruht immer auf den Rohstoff Biomasse, der bereitgestellt werden muss. Im Gegensatz zur praktisch rückkopplungsfreien Nutzung von Wind- oder Sonnenenergie auf ihre Ursprungssysteme hat die Nutzung von Biomasse stets eine Auswirkung auf die Systeme ihrer Herkunft, nämlich der Land-, Forst- und Abfallwirtschaft. Dies hat in der jüngsten Vergangenheit zu starken Verwerfungen und unerwünschten Effekten in den Ursprungssystemen geführt.
  • Die Nutzung der Bioenergie bietet, richtig eingesetzt, zahlreiche Möglichkeiten positive Effekte in den Ursprungssystemen zu bewirken. So können beispielsweise Anbausysteme, die für mehr Biodiversität, Grundwasser- und Bodenschutz sorgen, durch die anschließende energetische Nutzung der hierbei anfallenden Biomassemengen kostengünstiger umgesetzt werden. Bioenergiesysteme können weiterhin zur ökonomischen Stabilisierung der Ursprungssysteme auf volks- und betriebswirtschaftlicher Basis beitragen.

Besonders der letzte Punkt führt zu dem Vorschlag, die energetische Nutzung von Biomasse nicht über den Einsatz im Energiesystem zu definieren, sondern diese zunächst so in ihre Ursprungssysteme zu integrieren, dass sie dort einen maximalen Systemnutzen erbringen. Die aus dieser Vorgehensweise zur Verfügung stehenden Biomassemengen können dann der jeweils passenden energetischen bzw. stofflichen Nutzung zugeführt werden.

Die Führungsgröße der Bioenergie wird daher die landwirtschaftliche Nutzung sein. Dargestellt ist der Beitrag der Bioenergie von 10,1 Mrd € [20] am Gesamtumsatz der Landwirtschaft von 36,2 Mrd € [22]. Etwa ein Viertel des Umsatzes in der Landwirtschaft basiert auf der energetischen Biomassenutzung. Dies macht die energetische Biomassenutzung zu einer wichtigen wirtschaftlichen Säule für die Landwirtschaft und den ansonsten recht volatilen landwirtschaftlichen Erzeugnissen.

Quellen

[20]    Basisdaten Bioenergie Deutschland 2016. Festbrennstoffe, Biokraftstoffe, Biogas, Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, FNR
[22]    statista: Statistiken zur Landwirtschaft. Volkswirtschaftliche Bedeutung, 2017. https://de.statista.com/themen/147/landwirtschaft/, abgerufen am: 14.08.2017